Sucht, chronische Erkrankungen, psychische Krisen – das Leben kann einen schnell aus der Bahn werfen. Selbsthilfegruppen wirken. Denn sie bilden einen geschützten Rahmen für einen wichtigen Prozess der Heilung: das Sprechen. Betroffene tauschen sich aus, hören einander zu, besinnen sich, nehmen sich Zeit und lassen sich auf menschliche Beziehungen ein – in vielen Fällen eine wohltuende Erfahrung.

Pionierarbeit beginnt 1992

1992 beginnt die Geschichte der Selbsthilfe in Spree-Neiße. Damals ist Brigitte Huth (ehemalige Fretwurst) federführend im Gesundheitsamt, das zu der Zeit am Spreedamm 1 in Spremberg verortet ist. Sie gründet den Verein „Arbeitskreis für Gesundheitsförderung Spree-Neiße e.V.“, den sie später zum Selbsthilfezentrum weiterentwickelt. Unterstützung erhält sie von Dr. Uwe Wriedt, der damalige Amtsarzt und Dr. Frieder Weiße, der im Sozialamt Berlin arbeitet. Brigitte Huth erinnert sich an die Zeit: „Nach meiner Weiterbildung zur Fachberaterin für Selbsthilfeförderung wollte ich die Selbsthilfe in der Region unbedingt etablieren. Ich bin von Krankenkasse zu Krankenkasse gegangen, und habe gefragt, ob sie Gruppen in Spremberg fördern würden.“

KiSS Spremberg wird erste Kontaktstelle des Landkreises

Wie bei vielen Anfängen gilt auch für die Selbsthilfebewegung in Spremberg: Der Aufbau ist zäh und mühselig, obwohl es bereits seit den 80er Jahren Angebote zur Suchtselbsthilfe gibt – beispielsweise im Abstinenzlerheim Spremberg e.V., das der Neurologe Dr. Thormann bereits 1990 gründet. Bis 1995 entstehen neben den Angeboten für Alkoholerkrankungen auch Gesprächsrunden für Frauen nach dem Krebs, Multiple Sklerose, Selbsthilfe durch Musik für sehbehinderte Menschen, Diabetes und Eltern von Kindern mit körperlichen und seelischen Einschränkungen. Bis 2012 formieren sich 20 Selbsthilfegruppen in Spremberg unter verschiedenen Trägern. Ein gemeinsamer Nenner, eine Koordinationsstelle, kommt in diesem Jahr mit der Kontaktstelle für Selbsthilfe Spremberg (KiSS) hinzu. Die KiSS ist bis heute in Trägerschaft des Albert-Schweitzer-Familienwerks Brandenburg e.V. – ein 1996 gegründeter sozialer Verein mit Sitz in Spremberg. Seit Ende 2012 leitet Diplom-Sozialpädagogin Anne Wartenberg die Kontaktstelle und pflegt bis heute eine enge Verbindung zur Brigitte Huth, die seit 25 Jahren ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe leitet. Seit 2021 arbeiten Elke Garzke von der SEKIZ Spree-Neiße Nord aus Guben und Anne Wartenberg von der KISS aus Spremberg zusammen.

Einladung zur Jubiläumsfeier für alle Interessierten

Drei Jahrzehnte KiSS Spremberg und SEKIZ Guben/Forst – ein Anlass, um zu erinnern, aber auch den Blick nach vorn zu richten. Mit einem Jubiläumsfest würdigen die Verantwortlichen, Entscheidungsträger und auch die Gruppenmitglieder selbst die wichtige Arbeit der inzwischen stolzen 50 Selbsthilfegruppen im Landkreis Spree-Neiße. Die Gäste erwartet ein Tag voller Austausch, neuer Impulse und Ideen zur Selbsthilfearbeit und noch unentdeckte Wege der Vernetzung. Interessierte können sich natürlich vor Ort über die Angebote zur Selbsthilfe informieren und mögliche Hemmschwellen abbauen.

Herzliche Einladung zur Jubiläumsfeier

30 Jahre Selbsthilfe im Landkreis Spree-Neiße
am 10. Juni 2022 | 16 bis 20 Uhr
im Rosengarten Forst | Wehrinselstraße 42
03149 Forst (Lausitz)

Programm-Höhepunkte

• Lachyoga
• Fotobox
• Videozelt mit den Filmen von #sprichfürmich des
• KISS Stuttgart
• Escape-Room der LAGS
• Infoständen verschiedener Selbsthilfeverbände
• World-Café zu selbsthilfebezogenen Themen
• Marie-Luise Gunst & Band

Eintrag vom 10.06.2022